News - Zum Ticketverkauf

Saturday, 15.11.2014 22:18
Kiwein | Roxette

In den letzten Tagen gab es Verwirrung und vor allem jede Menge Unmut über die Ticketverkäufe.

Es gab Zeiten, da kaufte man Konzertkarten beim Händler seines Vertrauens - in der Stadt bei einem Kramladen, bei der Zeitung oder direkt beim Veranstalter. Schon damals lag das Monopol bei CTS, das ist auch immer noch so. Doch seit zwei Jahrzehnten gibt es ja zum Glück das Internet. Bestellen kann so einfach sein, allerdings wird es auch immer teurer - aber es entlarvt auch: Ticketpraktiken, die keiner gutheißen kann.

Aktuell ist das im Fall von Roxette zu beobachten. Am Donnerstag gab es einen exklusiven Vorverkauf beim größten deutschen Ticketanbieter eventim.de. Mit dem Passwort "anniversary" konnte man einen Tag vor dem eigentlichen Verkaufsstart Tickets kaufen. Worin der Sinn liegt, darf gefragt werden, denn auch der exklusive Vorverkauf war jedermann auf diesem Planeten zugänglich. Angeblich soll es Schwarzmarkthändler davon abhalten, große Mengen zu kaufen und wieder zu verkaufen, allein: man versteht den Unterschied nicht. Und darüber hinaus: Wer braucht einen Schwarzmarkt, wenn er offizielle Ticketanbieter hat? Die sind quasi ihr eigener Schwarzmarkt.

Hier ein aktuelles Beispiel: Für das Roxette-Konzert in Paris gibt es zwei Optionen. Entweder kann man Karten direkt bei Live Nation kaufen - oder bei Ticketmaster. Keine Sorge - diese beiden Firmen gehören natürlich zusammen, was den folgenden Fall natürlich umso perverser macht. Am Freitag begann der Vorverkauf für Paris. Während auf der Live Nation-Seite nichts passierte, gab es bei Ticketmaster schon Karten. Erste Reihe, Mitte: 200 Euro. Weil klar war, dass das ja der Standardpreis sein müsse, schlugen einige Fans zu und kauften. Nur um einige Stunden später festzustellen, dass es nun auch bei Live Nation Karten gibt. Erste Reihe, Mitte: 62 Euro. Und auch jetzt, knapp 48 Stunden später ist es noch so, dass die Karten in der besten Kategorie bei zwei Anbietern (die aber natürlich aus dem gleichen Hause sind) unterschiedlich viel kosten:

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Danke an Nina für das Bild an dieser Stelle. Ganz ehrlich: Das ist ein Skandal! Wie kann so etwas sein? Das Internet verzeiht und vergisst ja nichts, deswegen sind wir froh um diesen Screenshot.

Das war allerdings nicht der einzige Skandal, der sich rund um den Ticketverkauf ereignet hat. Ein wirklich unschöner Trend hält nämlich langsam Einzug in Europa. Er kommt aus den USA und ist der heiße Scheiße: Statt allen Leuten angemessen teure Karten bei gleichen Chancen zu verkaufen, überschwemmen VIP-Pakete, "Early Entrance"-Pakete und besonders gute Karten, wenn man Mitglied ist oder eine Kreditkarte bei sonstwo hat, den Markt.

Beispiel London: Erste Reihe, Mitte: ging zu Beginn des Vorverkaufs nur dann zu kaufen, wenn man eine unfassbar geile Kreditkarte von American Express hat. Alle anderen guckten in die Röhre oder mussten bis zu 380 Euro (!) zahlen - für eine Sitzplatzkarte für ein Roxette-Konzert.

Beispiel Mainz: bestuhltes Konzert, die Karten sind hier ohnehin schon teurer als bei allen anderen Konzerten dieser Tour. Beim Beginn des Vorverkaufs Verwunderung: Die ersten beiden Reihen sind geblockt. Nach einiger Recherche stellt sich raus: Der Promoter selbst (ja, ich nenne gern den Namen: Marek Lieberberg Konzertagentur) hat die Karten geblockt. Erst ein Artikel auf Roxetteblog.com führt dazu, dass das Management eingreift und die Karten in Mainz buchbar macht (bis auf einen einzigen Fan hat diese Karten aber nie jemand wirklich verfügbar gesehen). Darüber hinaus entschuldigt sich das Management für das Vorgehen in Mainz und London - jetzt gibt es auf einmal günstige Karten. Auch in Paris.

Damit entzündet sich der Shitstorm aber nur noch ein weiteres Mal. Denn jetzt fühlen sich die Harcore-Fans erst recht betrogen. Sie haben schließlich im "exklusiven" Presale zugeschlagen, weil sie dachten, dass sie dort auch die Karten bekommen - zu dem Preis, der RICHTIG ist - die sie wollen. Der Ärger kocht hoch, es werden Mails an die Promoter geschickt, in denen eine Erstattung der Differenz gefordert wird. Mal sehen, was und ob überhaupt etwas passiert.

Die Entwicklung ist also folgende: Die Veranstalter möchten gerne, dass Konzertbesucher der vorderen Reihen  Kreditkartenbesitzer einer bestimmten Marke sind. Gut betucht, wohlhabend, gut angezogen. Die vielleicht in der Halle für Essen und Trinken auch noch mal 50 Euro lassen. Die Veranstalter möchten gerne, dass Konzertbesucher Mitglied bei bestimmten Firmen sind (in Schweden beispielsweise Coop und ComViq), bevor sie Karten kaufen können. Man möchte, dass der, der vorne steht, in Reihe eins, 90 Euro mehr bezahlt als derjenige, der zwei Reihen dahintersteht. Weil es ja exklusiv ist, vor dem Künstler einen Platz zu haben.

Allerdings: Da wäre das Beispiel Schweden. Für die vier Konzerte in Schweden gibt es auch einen exklusiven Vorverkauf - für all die, die Mitglied bei Comviq oder Coop sind. Nummern werden besorgt, Karten werden unter der Hand für andere gekauft - nur, um ein paar Stunden später festzustellen, dass es jetzt noch ganz andere Karten gibt. Nämlich die, die dazu berechtigen, das Gelände vor allen anderen zu betreten: für schlappe 150 Euro. Welcher Hardcore-Fan bezahlt das?

Diese Entwicklung ist nicht nur bedenklich, sie ist absoluter Mist. Das wird mittelfristig dazu führen, dass nicht nur weniger Karten verkauft werden (ja, man kann doch sagen, dass mehr Leute kämen, wären die Karten günstiger, oder?) und dass vor allem eines fehlt: Stimmung. Noch nie - und ich meine NIE - habe ich irgendeinen VIP-Gast jemals in irgendeiner Halle Stimmung machen sehen. Die Bands, die diese Entwicklung unterstützen, können einem leidtun. Einen Ausweg aus dem Dilemma gibt es vermutlich nicht, denn die Monopolhalter machen auf diesem Gebiet einfach, was sie wollen.

Schade! Unter diesen Bedingungen - sollten sie nach Deutschland kommen - wird einem der Spaß an Konzerten tatsächlich genommen.

Immerhin - am Ende des langen Tages hatte sich das Roxette-Management eingeschaltet. Mit einer wunderbaren Nachricht, das muss man sagen. Sie sind bemüht, sie regelten einiges, aber sie können es letztlich nicht ändern. Es zeigt nur, dass sie an ihren Fans hängen. Gott sei Dank.

Hier der Originaltext:

Dear Roxers,

following the turbulent posting on Facebook and Twitter etc regarding the release of tickets for the upcoming XXX Europe Tour 2015 we’d like to clarify some of the queries on behalf of Roxette.

We’re actually rather surprised reading some of your negative comments as Roxette have always been a band who are widely known for keeping their ticket prices very low compared to most other artists. The reason for this is of course very simple. They want as many fans as possible to be able to attend Rox events all over the world. This is a fact, almost a trademark for the band, and that’s why this entire discussion makes us all quite startled and sad. But we hear you and want to meet your queries.

Here are some facts:

– The pre-sale system was launched in order to fight the black market companies who only try to rip off hardcore fans by buying bulk tickets and selling them with an enormous personal profit.

– It might be obvious but we must advise you to only buy tickets from our official ticket providers listed on our sites as well as on Live Nation sites. We also need to encourage you to very carefully and thoroughly read the information about tickets on these sites. In most cases you will find that an average ticket price is lower than most other artists and that the special pre-sale tickets are extremely limited in each country.

– Regarding the situation in Mainz, the local promoter made a mistake and the first rows should of course have been up for sale from the start. Marek Lieberberg Konzertagentur apologizes for this.

– Regarding London, Ticketmaster made a mistake and blocked too many tickets on the floor. This has now been corrected and all remaining tix are now available at regular price plus service fee.

We sincerely hope this explains some of your questions. After some wonderful shows in Russia with Finland, The Baltic countries, New Zealand and Australia coming up, Marie, Per and the band are really looking forward to the European gigs next summer. And to meet you there.

D&D management

 

Das Thema der Early-Entrance-Pakete wurde leider sorgsam umschifft. Schade. Aber vielleicht tut sich noch was. Insgesamt ist das alles jedoch eine riesige Enttäuschung.

 

 
 

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