News - Bewegend, traurig, lebensfroh

Tuesday, 22.11.2016 19:11
Kiwein | Roxette, Marie Fredriksson

15047033_1213247562074907_7922212785453268992_n.jpgDass Marie Fredriksson einen Gehirntumor hatte, schwer krank war, das wissen viele, die sich auf dieser Webseite oder auf unserer Facebook-Seite aufhalten. Zumindest, dass sie schwer krank war. Was diese Krankheit mit ihr gemacht hat, wie sie sie verarbeitet hat und was sich in ihrem Leben alles verändert hat, hat Marie in einer Biografie aufgearbeitet: "Listen to my heart. Meine Liebe zum Leben" heißt ihr neues Buch auf Deutsch. Im Schwedischen ging es ein bisschen puristischer, ohne Abwandlung eines bekannten Roxette-Songs: "Kärleken till livet". Liebe zum Leben. Vermutlich war man sich im Edel-Verlag nicht so ganz sicher, ob die deutschen Buchleser Marie überhaupt noch kennen und entschied sich, einen Songtitel abzuwandeln. Dagegen ist sicherlich nichts einzuwenden, aber festzuhalten ist, dass nur der Titel "Liebe zum Leben" von Marie selbst kommt. Und der Name ist Programm in diesem Buch.

Ich habe die Biografie bereits im vergangenen Jahr auf Schwedisch gelesen und musste einige Abstriche machen. Mein Schwedisch ist ausreichend, aber nicht fließend. Den Zusammenhang habe ich verstanden, einzelne Wörter oder Sätze in sich aber nicht. Daher war klar, dass natürlich auch die deutsche Version in meinem Regal stehen muss.

Am vergangenen Wochenende habe ich das Buch nun gelesen - an einem Tag. Ich weiß, dass ich nicht der einzige Fan bin, der das geschafft hat. Es geht so einfach aus zwei Gründen: Es ist unfassbar spannend und bewegend, man kann es einfach nicht weglegen. Zum anderen ist das Buch in den Kapiteln, in denen die Autorin Helena Zweigbergk Maries Erzählungen zu Papier gebracht, in sehr leichter Sprache gehalten - eben genau SO, wie Marie heutzutage spricht. Das war ein mutiger Schritt, aber genau der richtige. Ja, das ist Marie heute. Ihr fallen nicht alle Wörter ein, sie hat Erinnerungslücken, sie spricht manchmal bruchstückhaft. Zweigbergk hat diesen neuen, unwiderstehlichen Charakterzug, so nenne ich es mal, perfekt eingefangen und wiedergegeben. Wenn man liest, wie Marie aus ihrer Vergangenheit oder von ihrer Krankheit erzählt, ist es, als würde man selbst mit ihr am Küchentisch in Djursholm sitzen und ihr lauschen. Womit wir wieder beim ersten Punkt wären: Es ist unfassbar bewegend und spannend.

Und, wie schon erwähnt: Der Titel ist Programm. "Liebe zum Leben". In jeder, wirklich jeder Zeile wird das deutlich. Diese Frau, diese Kämpferin, diese Ikone, dieses Vorbild für uns alle. Sie hat niemals aufgegeben, auch, als die Chancen am schlechtesten standen. Sie gibt niemals auf, auch jetzt nicht, wo ihr Bein nicht mehr das macht, was es soll. Und sie wird niemals aufgeben, auch in der Zukunft nicht, wenn alle Therapien für das Bein scheitern sollten. Weil sie nicht kann, weil sie nicht will. Weil sie das Leben liebt und für jeden schönen Augenblick kämpft. 

Die Biografie macht nämlich neben dieser Liebe zum Leben noch etwas deutlich: den tagtäglichen Kampf, den Marie jeden Tag auf sich nimmt, um diese Momente genießen zu können. Die Momente, in denen sie müde ist, sich ausruhen muss. Die vielen Monate, die sie in den vergangenen sechs Jahren auf Reisen verbracht hat. Reisen, die ihr alle Energie geraubt haben. Für Momente, die ihr all diese Energie und jede Menge Selbstvertrauen wiedergegeben haben. 

Alle vermeintlich schweren Momente in unserem Leben werden ganz ganz leicht, wenn man dieses Buch gelesen hat und ein bisschen Unterstützung braucht. Ein kurzer Gedanke an diese unglaubliche Kämpferin - und schon ist fast alles wieder im Lot. Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben: Vor zwei Jahren musste ich zum zweiten Mal in meinem Leben zu einer MRT. Und das mit Klaustrophobie. Eine Bagatelle für andere, für mich die pure Hölle. Die ersten Minuten konnte ich mich wunderbar zusammenreißen, tief atmen, mich an den Strand denken. Doch dann ging die Angst mit mir durch. Plötzlich hatte ich Maries Gesicht vor Augen. "Verdammt noch mal", dachte ich, "Marie lag sicherlich hundert Mal öfter in diesem Ding als du. Reiß dich gefälligst zusammen." 

Es ist ganz leicht, etwas von Marie durch diese schonungslose Wahrheit, die sie uns in diesem Buch präsentiert, zu lernen: Liebt das Leben. Überlegt noch mal einen Moment, bevor ihr euch über etwas ärgert, ob es das wirklich wert ist. Lächelt, genießt die Augenblicke, die Natur. Nehmt Anteil am Leben eurer Lieben und gebt niemals auf.

Das ist das Schöne an "Liebe zum Leben". In all seiner Tragik, in all seinem Schmerz, in all dieser Verzweiflung beim Lesen, dass man Marie all diese Pein nicht abnehmen konnte, bleibt am Ende nur eine Erkenntnis: Da ist immer noch so viel Lebensfreude in dieser Frau, dass es an schlechten Tagen auch für den Rest der Welt reicht.

Und wenn ihr ihr danken wollt, dann schickt ihr einen Strauß weiße Rosen! Die liebt sie. Wahlweise kauft dieses Buch. Sie wird sich auch darüber freuen. 

 
 

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