Fanfiction

Ein Abend in Halmstad

Autor: Resi

Erst nach einigen Minuten begriff Johanna richtig, daß sie gerade zusammen mit Per in dessen Auto saß und er im Begriff war, sie nach Hause was im Moment die Jugendherberge war zu fahren. Sie konnte es nicht fassen und fing leise an zu kichern. Per sagte kein Wort.
"Du fährst gut", kicherte Johanna jetzt albern, "Mir wird gar nicht übel davon. Die meisten können das nicht." Dann schaute sie Per von der Seite an. "Ich glaub es einfach nicht. Das muß ein Traum sein! Oder bist du´s wirklich? Per Gessle, bist du das wirklich?" Sie lachte immer noch übertrieben albern.
Per warf ihr nur einen kurzen Seitenblick zu. "Beruhige dich. Ich bin es wirklich. Und du bist vollkommen betrunken."
"Betrunken? Ich? Niemals!" Johanna lachte laut und unkontrolliert. Per hatte im Auto die Heizung an, und Johanna wurde heiß. "Mann, ich schwitze", stieß sie aus und fing einfach an, ihre Bluse aufzuknöpfen. Darunter kam ihr schwarzer BH zum Vorschein. Per sah sie kurz an und erhaschte einen Blick auf ihr entblößtes Dekolleté. "Mach das bitte wieder zu", bat er.
"Warum?", widersprach Johanna, "Mir ist heiß. Außerdem kenne ich bisher keinen Mann, den so etwas ernsthaft stört." Sie striff sich die Bluse von den Schultern. Im selben Moment hielt Per mit quietschenden Reifen am rechten Straßenrand an. "Augenblicklich ziehst du das wieder an!", zischte er Johanna an. Seine Augen blitzten wütend. Er meinte es ernst. Johanna erschrak. Sie erstarrte.
"Es war ein netter Abend", sagte Per, "Ich habe dir gern geholfen und fahre dich auch gern nach Hause. Aber bitte strapaziere meine Geduld nicht noch mehr, als du es ohnehin schon getan hast."

Johanna fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. Ihre himmelhochjauchzend gute Stimmung wich Getroffenheit und schlechtem Gewissen. Zitternd und unter Pers strengen Blicken zog sie sich die Bluse wieder über die Schultern und knöpfte sie zu. "Entschuldigung", stammelte sie.
Per fuhr weiter.
Johanna starrte trotzig nach draußen. Es hatte leicht zu regnen angefangen. Der Alkohol in ihrem Blut tat sein übriges dazu, daß ihr plötzlich die Tränen über die Wangen rollten. Schließlich fing sie leise an zu schluchzen. Per hörte ihr eine Weile dabei zu. Dann sagte er versöhnlich: "Beruhige dich wieder."
Kurz darauf bog er auf den Parkplatz der Jugendherberge ein und kam dort zum Stehen. Inzwischen schüttete es draußen wie aus Eimern. Johanna wollte trotzdem so schnell wie möglich aussteigen, um Per von ihrer quälenden Gegenwart zu befreien und in der Jugendherberge in Ruhe über ihre eigene Ungeschicklichkeit zu weinen. Doch er legte seine Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück. "Warte doch wenigstens einen Moment. Du wirst ja klatschnaß und holst dir noch etwas weg."
Johannas Tränenfluß versiegte, und es fiel ihr nicht schwer, seinen Rat zu befolgen. Es rührte sie, daß er sich um ihre Gesundheit sorgte.

Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander und lauschten dem Regen, der auf das Autodach prasselte. Johanna atmete einige Male tief durch, um sich zu sammeln. Sie versuchte, trotz des Alkoholpegels in ihrem Blut wieder zu Verstand zu kommen. Das gelang ihr nur bedingt. Sie wünschte sich, dieser Augenblick würde niemals vorbeigehen, obwohl sie nicht wirklich etwas damit anzufangen wußte.
Schließlich brach sie das Schweigen: "Danke, daß du meinetwegen so viele Umstände auf dich genommen hast." Sie lächelte, hob dabei nur einen Mundwinkel: "Und daß du mir so viel deiner wertvollen Zeit geopfert hast. Ihr Prominenten habt davon ja nicht allzuviel."
"Schon okay." Per legte seine Hand auf ihren Unterarm. Und ließ sie, zu ihrer Überraschung, dort liegen. Dann lächelte er sie an, und da war es wieder, dieses Augenzwinkern, das so viel ausdrückte. Es trieb Johanna beinahe in den Wahnsinn. Sie wurde rot im Gesicht und lächelte verlegen zurück. Per drückte ihren Arm kaum merklich, doch es reichte, um das Blut in Johannas Adern zum Kochen zu bringen. Endlose Sekunden vergingen. Oder waren es Minuten?
Ein eigenartiges Blitzen keimte in Pers Augen auf. Seine Blicke wanderten zwischen Johannas Augen und ihren Lippen hin und her. Ihr war so heiß, daß sie kaum Luft bekam und durch den Mund atmen mußte. Ihre Lippen trockneten dabei, und sie leckte sich mit der Zunge darüber, um sie zu befeuchten. Per beobachtete sie aufmerksam dabei, und es war nicht zu verkennen, daß es ihm gefiel. Inzwischen hätte es ihm wahrscheinlich auch nichts mehr ausgemacht, wenn Johanna ihre Bluse wieder aufgeknöpft hätte.
Johanna kämpfte einen Moment lang gegen die Versuchung an, dies zu tun, doch sie tat es nicht. Sie konnte es nicht. Das hätte sie sich vermutlich niemals verziehen. Sie wußte schließlich, daß Pers Ehe glücklich war, und das sollte sie auch bleiben. Denn Åsa bedeutete ihm mehr als jedes noch so verlockende blutjunge Mädchen es wohl jemals konnte, egal, ob es ihr gelang, ihn zu verführen oder nicht.
Und so genoß Johanna den Augenblick, genoß den Blick tief in seine Augen, das Blitzen darin, seine Hand auf ihrem Arm, und die Ahnung seiner Gedanken. Es war ein schönes Gefühl, von dem Mann ihrer Träume begehrt zu werden, wenn auch nur einen winzigen Moment lang.

Der Regen draußen ließ nach.
"Na ja", stammelte Johanna unsicher, "Ich geh dann mal. Danke für´s Herfahren."
"Keine Ursache." Per ließ den Daumen seiner Hand, die noch immer auf Johannas Unterarm lag, über ihre Haut streicheln. "Und wenn du mal wieder im Leif´s bist, trink nicht so viel, hm?", riet er ihr augenzwinkernd.
Johanna kicherte verlegen. "Ich werde mich bemühen."
Obwohl es ihr äußerst schwer fiel, weil sie seine Berührung sehr genoß, zog sie ihren Arm unter seiner Hand heraus und stieg aus dem Auto. Sie beugte sich noch einmal von außen hinein: "Gute Nacht. Und danke für alles."
"Gute Nacht", sagte Per, zwinkerte ihr noch einmal zu und startete das Auto. Johanna schlug die Beifahrertür zu und schaute zu, wie Per rückwärts ausparkte. Sie blieb stehen und sah ihm hinterher, während er auf die Straße einbog. Kurz bevor er wieder auf die Hauptstraße fuhr, sah sie trotz der Dunkelheit, daß er ihr zuwinkte. Sie winkte zurück. Folgte seinem Auto mit ihren Blicken, bis sie es nicht mehr sehen oder hören konnte.
Wie in Trance ging sie auf den Eingang der Jugendherberge zu und zu ihrem Zimmer. Im Gebäude schliefen bereits eine ganze Menge ahnungsloser Roxette-Fans. Johanna legte sich dazu. Es dauerte lange, bis sie endlich in den Schlaf fand.

Am nächsten Tag gesellte sie sich zu einigen anderen Fans, die vor dem Studio auf Per warteten. Heute trug sie ein Roxette-T-Shirt, wie viele der anderen Fans auch, und als Per in der Gruppe Autogramme verteilte, erkannte er sie nicht gleich. Doch dann hielt er inne, schaute erst auf ihr T-Shirt und dann in ihr Gesicht, und er konnte sein Erstaunen nicht verleugnen. Johanna warf ihm ein heimliches, verschwörerisches Grinsen zu, und als sie mit ihm vor der Kamera für ein gemeinsames Foto posierte, zog er sie ein bißchen näher an sich heran, als es eigentlich nötig gewesen wäre...