Fanfiction

Raus aus dem System

Autor: Bluesue

Seine Augen waren feucht. Er versuchte, zu schlucken. Marie erschreckte sich. Sie nahm seine Hand und die erste Träne fiel auf ihre Haut. Das hatte sie nicht gewollt. „Bitte..weine nicht. Das ist albern. Es ist so lange her. Ich wusste nicht, dass es dir so viel ausmacht, ich dachte, dich interessiert nur dein Bankkonto. Er starrte sie nur an, kleine Flüsse rannen seine Wangen herunter. Marie wurde rot, sie fühlte sich unbehaglich. „Ich verstehe nicht“, flüsterte sie. “Hast du dich nicht gefragt, warum ich dich geküsst habe?” Ihre Gesichtsfarbe wurde noch intensiver. „Es war nur ein kleiner Kuss. Es hat mich nicht gestört.”

Ein Klopfen an der Tür rettete Marie vor einer weiteren spontanen Aktion von Per. Sein Essen und ihr Bier waren da. „Schau“, begann er, als sie wieder alleine waren, „lass mich dir etwas sehr klar machen, kristallklar sogar. Ich will dich, Marie.“ Sie wollte etwas sagen, aber er stoppte sie mit erhobener Hand. „Hör mich an. Ich will dich und nur in dem einen Sinne..als Frau. Ich liebe dich. Ich schäme mich wegen der vertanen Zeit des Denkens und Erinnerns, die es gebraucht hat, bis ich sah, wie es wirklich mit dir ist. Der ganze Scheiß wegen dem Geschäft..es war ein Vorwand..um mit dir sein zu können, immer. Es hört sich blöd an, aber ich befürchte, es ist die brutale Wahrheit. Ich werde diesen Raum nun verlassen, ich kann nicht essen..sorry, ich..nein, es tut mir nicht leid, dass ich herkam, um mit dir zu reden. Aber ich hoffe, dass es irgendwas ändern wird. Du kannst mir vertrauen. Machs gut.“ Per stand auf und war schon fast an der Tür, als er sich rumdrehte. Marie starrte in die Luft. Er hätte sie fast schon wieder geküsst, aber dann ging er sehr schnell, bevor er sich ein weiteres Mal demütigen würde.

Marie war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Sie hatte nur einen Gedanken. Er liebte sie, Er liebte sie. Er sagte, dass er sie liebte. Sie ging zu Bett...es war nicht einmal acht Uhr. Ihre Kinder riefen an. Sie sprach ein paar kurze Sätze und versprach zum Mittagessen zu Hause zu sein. Sie hörte sich ihre Geschichten über Hausaufgaben und Freunde an und was sie mit Micke gemacht hatten. Micke. Er würde..sie hatte keine Ahnung wie er reagieren würde, wenn er überhaupt etwas sagen würde. Er wusste es…dann auf einmal konnte sie wieder klar denken. Sie zog es in Betracht, ernsthaft in Betracht, mit Per zusammen zu sein. Irgendwie…würde das..aufregend werden..sie kicherte und dann schlief sie ein.

Am Flughafen trafen sie sich wieder. „Hej“, sagte sie, neben ihm stehend. „Hej“, antwortete er. Sie zündete sich eine Zigarette an und Per hustete. „Willst du, dass ich sie ausmache? Sag es einfach.“ „Nein“, murmelte er und ging zur Wartezone. Ein paar Minuten später war ihr Flugzeug fertig und sie gingen an Bord. Per wusste nicht, dass Marie die Fluggesellschaft angerufen hatte und einen Sitz neben ihm verlangt hatte. Er war nicht erfreut, als er aufstehen und sie vorbeigehen lassen musste. Sie berührte seine Schultern. Er hätte fast vor Wut geknurrt. Marie wollte ihn boxen. Er benahm sich wie ein Kind. Sie nahm an, dass er es bedauerte, ehrlich zu ihr gewesen zu sein. Er dachte, sie mache sich über ihn lustig. Aber sie hatte einfach gute Laune….weil sie etwas wusste, was er noch nicht wusste. Und es ihm erzählen…sie war so ungeduldig. Sie ignorierte ihn. Per versuchte, seine Papiere zu lesen, aber die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Marie hörte Musik, schaut aus dem Fenster. “Kung av sand ist immer noch dein Lieblingslied?”, fragte er plötzlich. Sie drehte sich zu ihm. “Ja, warum?” “Ich habe dich gestern im Radio gehört...” “Ah.” “Ich mag deine neue CD. Darf ich wissen, warum „Slut av vägen“ nicht drauf ist?” Marie wurde rot. “Zu persönlich. Es gehört zu uns und zu sonst niemandem.” “Das scheint dir wichtig zu sein.” “Was willst du damit sagen?” Er presste seine Lippen aufeinander. “Das, ein weiteres Mal, ich dich nicht verstehe.” Sie sah ihn an. “Ich würde es dir gerne erklären, aber nicht hier, nicht in einem Flugzeug.” Per war frustriert. “Sicher...”

Den Rest des Fluges schwiegen sie. In Arlanda angekommen ging jeder zu seinem Taxi, verabschiedeten sich gerade noch so voneinander. Marie war den ganzen Tag mit ihren Kindern beschäftigt. Sie hatte ihnen Mittagessen gekocht und am Nachmittag gingen sie Schlittschuhlaufen. Erst am Abend erlaubte sie sich, an Per zu denken. Er hatte Gabriel bei sich und sie sahen Cartoons an, kochten zusammen und redeten über Autos. Per brachte seinen Sohn ins Bett, las ihm eine Geschichte vor. Das Telefon klingelte, als er es sich gerade mit einem Buch, einem Glas Wein und klassischer Musik auf der Couch bequem gemacht hatte, “Ja?” antwortete er. “Ich bin’s. Wie geht’s dir?” Sein Herz fing an, unregelmäßig zu schlagen. “Okay. Und du?” “Nicht so gut. Ich muss dich sehen. Kann ich morgen abend zu dir kommen?” Sie klang ernst und hektisch und unsicher. “Ja, ich werde zu Hause sein.” “Okay... bis dann.” “Okay, bye.” “Bye.”

Marie zitterte. Was, wenn er plötzlich seine Meinung geändert hatte? Er konnte so kalt und so hart sein. “Mamma...Mamma”, Oscars verängstigte Stimme weckte Marie am Morgen. Sie saß kerzengerade im Bett. “Was ist passiert?” Er machte seinen Mund weit auf. “Mein Zahn! Ich verliere einen Zahn!” Er wackelte an ihm mit einem Finger. „Schau!” Marie seufzte. “Hey! Bald wirst du ein großer Junge sein..du verlierst deine Babyzähne.” Das war das Richtigste, was sie sagen konnte. Plötzlich grinste ihr Sohn: „Cool.“ Er kletterte in ihr Bett. „Wir müssen aufstehen“, sagte sie. Aber Oscar kuschelte sich an seine Mutter. Für ein paar Minuten waren sie eine Einheit. Marie dachte, wie schnell ihre Kinder doch wuchsen. Es würde nicht lange dauern, bis er es nicht mehr wollen würde, dass seine Mutter so nah ist.

„Wo gehst du heute Abend hin?“, fragte Josefin von der Badezimmertür aus. Sie schaute zu, wie ihre Mutter sich zurecht machte. „Ich werde mich mit PG treffen. Soll ich ihn von dir grüßen?“ “Ja. Warum triffst du dich mit ihm?“ Marie zuckte innerlich. Ihre Tochter war so clever. “Weil wir zusammen Abendessen werden und uns etwas unterhalten. Es ist eine Weile her, seit wir das das letzte Mal getan haben, weißt du.” “Habt ihr euch vertragen?” “Haben wir. Es hat etwas gedauert, aber jetzt sind wir wieder gut miteinander.” „Das ist schön. Du bist wirklich hübsch, Mamma.“ “Danke Schatz.” “Denkst du, PG wird dich küssen?” Marie wurde rot. “Was?” Josefin kicherte. “Ich wünsche mir, er würde..weißt du.....” “Warum? Was geht in deinem Kopf vor, Kind?” Das Mädchen zuckte mit den Schultern. “Ich mag ihn sehr.” “Das weiß ich. Aber was hat das mit dem Küssen auf sich?” “Das würde bedeuten..dass er dein Freund wird..und er kann kommen und mit uns leben....” “Josefin!” “Mamma!” Und dann jagte Marie ihre laut lachende Tochter durch das Haus.

Sie fuhr zur Per, hörte ihre neue CD. Sie versuchte, nicht nervös zu sein, aber in ihrem Bauch..da waren viel zu viele Schmetterlinge. Per schaute fern, zappte von Kanal zu Kanal und sah dauernd auf die Uhr. Wo war sie? Marie klingelte. Ihr Mund war so trocken. “Ja?” “Hej...” “Komm hoch”, sagte Per. Sie hatte eine Jeans und eine weiße Bluse an. Obendrüber trug sie eine warme Jacke. Ihr Haar war zerzaust vom starken Wind. Er hätte fast geseufzt, so süß war sie. “Hej, nochmal”, begrüßte sie ihn und sah, dass er eine enge Lederhose trug, einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt und barfuß war. “Hej... willst du was trinken?” Er führte sie ins Wohnzimmer. “Nur Wasser. Ich habe nichts gegessen.” “Ich auch nicht. Ich denke, dann wäre es besser, wir gehen in die Küche.” “Mach dir keinen Stress, Per.” “Nein, ich habe Hunger und du auch. Ich habe Gemüsesuppe von gestern, frisches Brot, etwas Käse und grünen Salat. Ist das ok für dich?“ Sie nickte und fing nebenbei an, den Tisch zu decken.

Es fühlte sich so schön an, so familiär, Dinge zu tun, die sie früher schon bei ihm zu Hause tat. Per betrachtete sie, während er die Suppe erhitzte. „Wie geht’s den Kindern?“, fragte er. „Fein. Josefin lässt grüßen.“ “Grüße sie zurück. Ich würde sie gerne wiedersehen, wirklich..” Marie stellte die Gläser an ihren Platz und ging zu ihm. „Du wirst, bald..komm am 25. vorbei, an Weihnachten“, antwortete sie. „Ist das ein Teil von dem, was du mir im Flugzeug nicht sagen wolltest?“ „Ja“, flüsterte sie und spielte mit einem Knopf an ihrer Bluse, „und der andere Teil ist, dass ich dich auch liebe, Per.“ Sie stand so nah an ihm, dass sie fühlen konnte, wie ihm die Luft wegblieb. Sie sah ihn an. Er war komplett überrascht. Er hatte sich alles vorgestellt, aber nicht das. Er dachte, sie wollte ihre Freundschaft erneuern. „Ich verstehe nicht ganz“, sagte er. „Das ist ok“, sagte sie und legte ihre Finger auf seine Wange. „Lass uns essen. Ich habe Hunger.“